Sechs minus eins
TSV Bonn muss seine weibliche A-Jugend vom Spielbetrieb zurückziehen
Auch oder gerade das Handballleben besteht nicht nur aus eitlem Sonnenschein.
Nach einem gefühlten Dauerhoch der TSV Bonn, mit zukünftig u. a. zwei Seniorenoberligateams, einer Landesligamannschaft und in diesem Qualifikationsfrühjahr noch einmal zusätzlich sechs frisch gebackenen HVM-Nachwuchsteams, musste die Beueler Jugendleitung nun kurz vor Spielplanerstellung doch noch die Notbremse ziehen, gerade noch rechtzeitig bevor das Spieljahr volle Fahrt aufnimmt. Am Wochenanfang rangen sich die TSV-Verantwortlichen sehr, sehr schweren Herzens dazu durch, ihre weibliche A-Jugend mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb zurückzuziehen.
Schon im März zum obligatorischen Jahrgangswechsel der Jugend war klar, dass bei der weiblichen A-Jugend ein Ritt auf der rechtsrheinischen Rasierklinge bevorstehen würde. Ganze 6 Mädels standen da auf dem Kaderzettel. Nur die sehr guten Erfahrungen aus den letzten Jahren, als so manch quantitativ schwache TSV-Mädchenmannschaft von den darauf folgenden stabilen Teams tadellos unterstützt wurde und die vage Hoffnung auf Neuzugänge, schürten noch die Zuversicht, dass dieses schwierige Unterfangen auch im kommenden Spieljahr funktionieren könnte. An unserer willigen B-Jugend wäre es sicher nicht gescheitert, doch gerade auch für diese Mädels wollten wir nach den Erfahrungen aus dem Vorjahr ein wenig Mäßigung einkehren lassen. Dass es für die A-Jugend-Oberliga leistungsmäßig gereicht hätte, zeigte der einzige Pflichtspielauftritt der Rumpftruppe im Mai beim HVM-Qualifikationsturnier, als der vermeintliche Aufstieg im Grunde locker erspielt wurde. Doch neue Mädels kamen auch anschließend nicht und selbst die ohnehin schon vorhandene Unterdeckung verschärfte sich mit den Abgängen von drei weiteren Spielerinnen zuletzt dramatisch. Zuviel des (Un-)Guten – und so mussten die beiden Beueler Jugendleiter Bitzer erstmals unter ihrer Regie ein Team der TSV vom Spielbetrieb abmelden. HVM-Jugendchef Kalle Breuer wurde davon selbstverständlich sowohl persönlich, wie auch schriftlich in Kenntnis gesetzt.
Eine richtig bittere, aber alternativlose Pille. Die finanzielle Schramme und auch der ohne Zweifel vorhandene Imageschaden sind für den Verein Bonn rrh. sicher leicht zu verkraften. Doch insbesondere traurig ist es für die drei verbliebenen Spielerinnen Steffi Kirsch, Julia Senel und Sonja Löhr, denn das tapfere Trio hatte sich auf ein letztes gemeinsames Jugendjahr im blaugelben Trikot sehr gefreut und die sympathischen jungen Damen wären es allemal wert gewesen, für sie auch ein gewisses Risiko einzugehen. Doch ein Start in der Oberliga wäre in dieser extrem kargen Konstellation einfach nur unvernünftig gewesen und hätte vermutlich nur für noch mehr Durcheinander gesorgt, als jetzt schon angerichtet. Am Ende steht eine klare Entscheidung, die der TSV-Jugendleitung wirklich verdammt schwer gefallen ist – sorry dafür.