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Geschrieben von Ulli Potofski am . Veröffentlicht in News

Regen über Wimbledon

London calling! Völlig zu Recht trägt die faszinierende Hauptstadt des Vereinigten Königreiches den Rang einer Weltmetropole. Derzeit leben sage und schreibe über 15.000.000 Einwohner in der Region "Greater London" und machen die größte Englische Stadt damit zu einer der bevölkerungsreichsten ihrer Art auf der ganzen Welt. Hier gibt es alles, hier wird wirklich jedem etwas auf Topniveau geboten. Theater, Musik, Museen, Bauwerke, Parks, kulinarische Weltreisen, Shopping in mehr als 30.000 (!) Geschäften und nicht zuletzt auch das einzigartige Nachtleben. Das Londoner Nightlife gilt als die schillerndste Partyszene der Welt. Insbesondere in Soho, rund um den Leicester Square, in Bayswater, Nottinghill Gate, Camden, Broxton oder Chelsea pulsiert das Leben – hier geht die Post so richtig ab. Seit ihrer letzten Mannschaftstour können das auch die provinziellen Beueler Handballmänner (abzüglich Jimmy und Eric als standhaft desinteressierte Kulturbanausen) bezeugen, die im Mai "The Big Smoke" besucht, schätzen und lieben gelernt haben.

Wimbledon

 

Natürlich kommt man auch am gigantischen Sportangebot der Hauptstadt nicht vorbei. Wer erinnert sich nicht an die im letzten Jahr bereits zum dritten Male in London veranstalteten Olympischen Sommerspiele, wer kennt nicht das renommierte „Boat Race“ zwischen den Universitäten Oxford und Cambrige, den gigantischen London Marathon, das jährliche FA Cup-Final im „neuen Wembley“ und überhaupt: London beheimatet unglaubliche sechs professionelle Fußballklubs der Barclays Premier League! Jederzeit wird hier Sport der Spitzenkategorie und Weltklasse geboten, aktuell beispielsweise das F1-Rennen von Silverstone (schlappe 60 Minuten Fahrzeit von der Peripherie) oder natürlich auch die Wimbledon Championships, als das älteste und traditionsreichste Rasenturnier der Welt.

Womit wir dann also endlich den lange erwarteten Bogen von der legendären Church Road zur nicht minder berüchtigten Liestreet schlagen können. Denn außer der derzeit katastrophalen Parkplatzsituation rund um das Geislarer Turnierareal , gibt es eine weitere signifikante Parallele vom Tennis-Mekka jenseits und dem hiesigen Handball-Oktoberfest mit seiner Wiesengaudi diesseits des Ärmelkanals: das Wetter. Denn das Vereinigte Britische und Geislarer Königreich liegt ganz offensichtlich an einer gemeinsamen Grenze der Konvergenz, wo warme tropische Luft im Süden und kalte Luft aus dem Norden zusammentreffen. Somit ist das Wetter äußerst wechselhaft und gerade in den letzten Tagen vor dem Wochenende hieß das plump: Scheißwetter mit Regen, Regen und nochmals Regen.

Nun könnte man den Machern der örtlichen Sportwoche natürlich klug empfehlen, ähnlich wie die Kollegen vom „All Engeland Lawn Tennis and Croquet Club“, ihren Center Court einfach mit einem mobilen 5200 Quadratmeter großen ultraleichten und lichtdurchlässigen Dachgewebe wetterfest zu machen. Die dazugehörigen zehn stählernen Fachwerkträger liefern die darauf spezialisierten Fachleute von W.L. Gore & Associates gleich obendrauf und garantieren zudem auch noch die UV-Beständigkeit ihres 0,5 mm dicken Spezialgewebes. Doch da die Geislarer auch ohne genaue Bucheinsicht mit ihrer SpoWo überraschenderweise nicht die vermuteten 80 Millionen Pfund einnehmen, haben sie eine verblüffend einfachere und wesentlich kostengünstigere Lösung gefunden: besseres Wetter.

Dauerregen, Starkregen, Platzregen, Sprühregen, unterkühlter Regen, wärmer werdender Regen, schauerartiger Regen bis hin zu ab- und wieder zunehmendem Regen. So die exakte Niederschlags-Zusammenfassung der letzten Arbeitswoche. Auch am Samstagmorgen so gegen 6:30 h setzte turnusmäßig ein feiner, aber sehr ergiebiger Landregen (passend zum Ereignis) ein. Das für 9:30 h als Eröffnung geplante Turnier der versammelten E-Jugend mit rund 20 Teams schien im wahrsten Sinne des Wortes schon vor dem ersten Anwurf seinem „Untergang“ geweiht zu sein. Fast die gesamte Beueler Elternschaft holte Erkundigungen ein, ob man sich wohl die weite Anreise in den rechtsrheinischen Norden sparen könnte. Um exakt 9:35 h dann das „Meteorologische Wunder von Hippelar“ in wörtlicher Zeitlupe: Tropfen, Tropfen – Tröpfchen, Tröpfchen – aus. Unglaublich oder um im Kontext zu bleiben: UNBELIEVABLE !

Ab da an steigerte sich das Wetter stetig und formidabel, wechselhaft blieben allein die sportlichen Leistungen der vollzählig angetretenen TSV-Jugend (O.K., die Minis folgen noch kommenden Samstag) an diesem Wochenende.

E-Jugend

So beispielsweise die Darbietungen der beiden männlichen Teams und die der weiblichen Beueler E-Jugend, die vom Veranstalter freundlicherweise auf den letzten Drücker quasi per „Wildcard“ beim Mädchenturnier aufgenommen wurde. Dabei boten sich die Vorstellungen der TSV-Jungen so durchwachsen wie sich ihre Aufstellung präsentierte. Denn nicht nur Chefcoach Florian Benninghoff-Lühl fehlte letztmalig urlaubsbedingt, sondern erneut auch wieder einige wichtige Stützen der Erstvertretung. So zieht es sich leider seit dem Jahrgangswechsel im März als ärgerlicher roter Faden durch die Saisonvorbereitung der E-Jugend, dass die Erstvertretung noch kein einziges Mal mit der vermeintlichen Bestbesetzung auflaufen konnte! So verwundert es wiederum wenig, das die beiden männlichen TSV-Teams auch in Geislar nicht über gute Ansätze hinaus kamen und fast gleichauf im Mittelfeld der Turnierteilnehmer landeten. Verblüffend positiv hingegen der Auftritt unserer holden jungen Weiblichkeit mit genau gegenteiligen Vorzeichen. Denn Jungtrainerin Annette Büllesbach standen erstmals alle 12 Beueler Mädchen im E-Jugendkader zur Verfügung und die rockten mit zum Teil klaren Siegen durch das Turnier. Nur die Mädels von Blau-Weiß Hand erwiesen sich als hartnäckige und gleichwertige Gegnerinnen, doch der vielumjubelte 2:2-Ausgleichstreffer von Carolin Gerhartz kurz vor dem Ende dieser Gruppenpartie, bedeutete so etwas wie einen vorzeitig verwandelten Matchball für die Beueler Debütantinnen zum Turniersieg auf der Sportwoche 2013. Nach der Siegerehrung stand für die Mädels, wie auch für die vollzählig versammelte Elternschaft felsenfest, wie die Aufstellung der nachträglich zum BES-Spielbetrieb gemeldeten E3-Jugend der TSV aussehen muss und wer deren Trainerin sein soll. So etwas nennt man dann wohl eine perfekte Teambuildingmaßnahme.

D-Jugend

Weniger perfekt hingegen der Auftritt unserer beiden gemischten D-Jugendmannschaften. Beide TSV-Teams landeten mit lediglich einem einzigen Remis (gegen PHV I + II) auf den hinteren Plätzen des Gesamtklassements. Wobei zur Ehrenrettung der D1 schon fairerweise angemerkt werden muss, dass mit Klaas Herting ein wichtiger Antriebsmotor für das eigene Spiel fehlte und alle Partien sehr knapp , ausgeglichen und ausnahmslos recht unglücklich verloren wurden. Also, Kopf hoch – da kommen auch wieder bessere Zeiten!

weibliche C-Jugend

Die Leistungen der weiblichen C-Jugend ließen die Wolkendecke im Rechtsrheinischen dann aber schnell wieder aufreißen. Die interimsweise von Joana Koch betreute TSV-Mannschaft spielte als zukünftiger Kreisligist ein richtig gutes Turnier und verfehlte am Ende nur hauchdünn den Sprung auf das Siegertreppchen im breiten Teilnehmerfeld der Geislarer Sportwoche. Neben drei Gruppensiegen und einem Unentschieden hielten Julia, Jenny & Co. auch bei der hauchdünnen 2:3-Niederlage gegen das Verbandsligateam der Gastgeberinnen genauso ebenbürtig mit, wie auch bei der mehr als unglücklichen 6:7-Niederlage nach Verlängerung gegen den Oberligisten MTVD Köln im kleinen Finale. Pleiten zwar, die aber durchaus berechtigte Hoffnungen auf eine gute BES-Saison machen.

männliche C-Jugend

Etwas kurios verlief das Turnier aus TSV-Sicht bei der männlichen C-Jugend, bei der wir mit zwei Teams am Start waren. Dass die C1 keine Bäume ausreißen würde, war angesichts der im Vorfeld bekannten Absagen der beiden Rückraumasse Bouveret und Gerhartz eigentlich schon klar. Doch die Burschen von Coach Philipp Kessel spielten in der deutlich stärkeren A-Gruppe ein durchaus passables Turnier und landeten am Ende bei drei Siegen und drei Niederlagen immerhin auf dem siebten Platz und damit genau im Mittelfeld des Gesamtklassements. Unsere C2-Jungen hingegen profitierten von der Gruppenauslosung in der etwas schwächer besetzten B-Gruppe, gewannen hier alle Partien bis auf ein einziges 4:4- Unentscheiden gegen die Zweitvertretung der HSG Siebengebirge-Thomasberg, was aber ausreichte, um als ungeschlagener Vorrundensieger gleich weit bis ins SpoWo-Finale zu hüpfen. Der Modus ließ es zu. Hier aber waren Tarkan & Co. bei der klaren 2:8-Niederlage gegen den hoch motivierten Verbandsligisten TV Palmersheim am Ende aber ohne Chance. Trotzdem, der positive Trend, der sich bei unserer Zweitvertretung bereits in der Vorwoche in Bockeroth andeutete, wurde auch in Geislar vollauf bestätigt.

Let´s have a party 

Extrem erfolgreich gestaltete sich der gemeinsame Auftritt der weiblichen B- und A-Jugend der TSV Bonn. Nachdem im Laufe des Samstagnachmittages einige organisatorische Klippen umschifft und durchaus berechtigte Irritationen mit dem Veranstaltender ausgeräumt waren, liefen die Beueler Teenager mit dem nun abgesicherten Nachtlager im Rücken auf der launigen Geislarer Jugendparty zu einer so nicht vermuteten Höchstform auf. Staatsministerin Maria Böhmer als Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration hätte ihre helle Freude gehabt. In diesem Zusammenhang bedanken sich die Jugendlichen rrh. nochmals ganz artig bei ihrem Trainer David und dessen Bruder Jimmy für das „Spontan-Sitting“ !!!

weibliche B- und A-Jugend

Am Turniersonntag trennten sich dann allerdings die Wege der Beueler Mädchen und Jungen in völlig unterschiedliche Himmelsrichtungen, nämlich in sportpartyuntaugliche Spreu (m) vom fetenresistenten Weizen (w). Denn während sich sowohl die weibliche B-Jugend, wie auch die älteren Schwestern von der wA-Jugend ihre Müdigkeit und punktuelle Unpässlichkeit bereits am frühen Morgen locker flockig aus dem Körper spielten und das jeweilige Teilnehmerfeld fast nach Belieben dominierten, hatten die jungen Herren der Schöpfung noch am Mittag ärgste Probleme ihre geschundenen Köpfe aufrecht auf den Körpern zu halten und sie auf Handball zu justieren.

Die neu formierten TSV-Mädelteams des Trainerduos Hanna und David harmonieren mittlerweile schon prächtig – auf und gerade auch neben dem Spielfeld. Wie selbstverständlich hilft man sich untereinander aus und die fast vollzählig anwesende Truppe wirkt für Außenstehende gerade so, als wäre man in dieser Konstellation bereits jahrelang unterwegs. Abgesehen von ihrem makellosen sportlichen Auftritt, hatten die jungen Damen an diesem Turnierwochenende genau das, worum es zumindest auch teilweise bei solch einer Veranstaltung gehen sollte: Spaß! Das angedeutete Klagen im Umfeld über mögliche fehlende Reize in der bevorstehenden Saison, ist indes völlig verfrüht, fehl am Platze und würde absolut mangelnden Respekt vor der Konkurrenz vermuten lassen. Da kommen noch genügend schwere Aufgaben auf unsere Mädels zu, auf deren Bewältigung man sich durchaus schon jetzt freuen darf.  

männliche B- und A-Jugend

Die Beueler Burschen der B2-, der B1- und der A-Jugend durften hingegen bis zum Mittag in den kuscheligen Schlafsäcken ruhen, um dann in der jeweiligen Auftaktrunde geschlossen vor eine hellwache, betonharte und gebirgswasserkalte grün-blaue Wand der HSG Siebengebirge-Thomasberg zu prallen und gründlich abgeduscht zu werden. Autsch, das tat nicht nur im Kopf richtig weh. Die in gleicher Sollstärke wie die Beueler angetretenen Wahl-Oberpleiser behielten in allen drei Begegnungen mit der männlichen TSV-Jugend deutlich und verdient die Oberhand. Damit war das Turnier für die TSV eigentlich schon nach der Auftaktrunde gelaufen. Die längste Regenerationszeit nahm sich übrigens die B1, die sich mit ihrer zum Teil nicht vorhandenen Defensivreihe am Ende immerhin noch auf einen fünften Gesamtplatz wurschtelte. Durchaus positiv gestaltete hingegen die männliche B2-Jugend der TSV ihren Restnachmittag, denn nach ihrer Pleite gegen die HSG II, verloren die Schützlinge von Jost und Eric kein weiteres Gruppenspiele mehr und erreichten mit der Miniserie von vier Partien immerhin noch das kleine Finale und einen am Ende sehr respektablen vierten Rang. Noch etwas weiter ins Vorderfeld kämpfte sich die A-Jugend von Coach Jörg Niebel, auch wenn das Gesamtteilnehmerfeld hier mit acht Teams insgesamt kleiner besetzt war. Nach zwei Gruppensiegen hatten sich Tankwart Moritz, Niklas & Freunde im kleinen Finale den Kopf endgültig wieder frei gespielt und behielten hier mit einem deutlichen 10:3 gegen die SF 75 Düsseldorf noch klar die Oberhand, was immerhin den ehrenwerten Bronzeplatz sicherte.

Fazit

Nach dem ersten Wochenende an der Church-Lie-Road: Sportwochen-Direktor „Loesi007“ ist mit seinen Mitstreitern auf ihrer ersten Bergetappe erneut ein organisatorischer Husarenritt gelungen, bei dem insbesondere der mächtige Hindernis-Ochser „Regen XXL“ in beeindruckender Manier gemeistert wurde. Das sportliche Beueler Fazit dürfte abseits der „weiblichen Quotenpusher“ noch gerade so wohlwollend milde ausfallen. Hauptsache es hat Spaß gemacht und das Wetter war gut. Selbst im fernen Wimbledon gab es tatsächlich auch einige Wolkenlücken, was die Deutschen Sabine Lisicki und Thommy Haas fix zum Einzug ins Achtelfinale nutzen konnten. London calling!